Bleidenstadt - Adolfseck - Justinusfelsen - Adolfseck
Heute habe ich eine kleine Wanderung unternommen, die mich auf den Aar-Höhenweg führte. Bei meiner letzten Wanderung auf der Via Mattiacorum wurde ja schon der erste Abschnitt dieses kurzen Fernwanderweges vom Anfang an der Aarquelle bis Wehen begangen. Nun habe ich den Abschnitt von Bleidenstadt zum Justinusfelsen in Angriff genommen.
Bei für Ende Juni recht kühlem Wetter bin ich vormittags in Bleidenstadt gestartet, der Weg führt dann schnell über Felder aufwärts in ein kleines Waldstück am Hähncheskopf. Dort oben angekommen, hat man erstmal einen guten Blick auf die Taunussteiner Stadtteile Bleidenstadt und Hahn sowie die Hohe Wurzel.
Die einzigen anderen Menschen, die mir auf der gesamten noch folgenden Strecke unterwegs begegnet sind, waren zwei Mountain-Biker, die natürlich just in dem Augenblick vorbeischossen, als ich mich gerade am Wegesrand erleichterte...
Am Anfang war die Ausschilderung oft eher mau, die Schildchen sind oft zugewachsen, und was noch schlimmer ist, das Logo des Wanderweges ist aus der Ferne kaum auszumachen, so daß man oft sehr nah ran muß, um sicher zu gehen. Ein weißes Schildchen mit der stilisierten Wegführung und einem viel zu kleinen Schriftzug. Manche sind auch von der Sonne ausgebleicht.
Der Weg wird immer wieder in Zick-Zack-Linien geführt, weil er oberhalb des Aartals, mehr oder weniger parallel zur B54 verläuft, aber dann mehrmals kleine Seitentäler durchquert werden müssen. Das sorgt auch dafür, daß es auf der gesamten Strecke ein stetes Auf und Ab gibt, wobei allerdings sehr moderat.
Nach ungefähr zwei Stunden wollte ich gerne eine Pause machen, ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Bis hierhin allerdings noch keine einzige Bank, geschweige denn eine Hütte o.ä. Stattdessen wird der Weg tatsächlich für ca. 500m auf einer kleinen Kreisstraße geführt! Den Abzweig zurück in den Wald habe ich gerade noch so mitbekommen. Dort ein wenig rein, noch einen kleinen Anstieg auf den Eulenberg hinauf, hatte ich es aufgegeben, noch bis zu einer Bank zu warten und habe nur noch nach geeigneten Felsen oder Bäumen Ausschau gehalten. Das war dann am Ende meine Sitzgelegenheit für die Pause:
Ich ging nach einer stärkenden Pause weiter, war ungefähr 30 Sekunden wieder unterwegs, als ich dann dieses hier erblickte:
Tja, Pech gehabt...
Ich war nun schon kurz vor Bad Schwalbach, die Wege wurden seit dem Abschnitt auf der Straße eigentlich immer besser. Waren sie bis dahin weitestgehend auf mehr oder minder ausgebauten Forstwirtschaftswegen verlaufen, so gab es jetzt mehr schöne Pfade, oft an einem steilen bewaldeten Abhang oberhalb der Bundesstraße.
Meine Pause lag noch nicht lange zurück, vielleicht 20 Minuten, aber die Bank, die dann auftauchte, war einfach zu idyllisch, um nicht mal kurz Probe zu sitzen. Und das Beste: eine gute Aussicht auf Bad Schwalbach, im Vordergrund unübersehbar grün die Schwälbchen Molkerei, hatte sie auch noch zu bieten. Von der Popularität dieser herausragenden Bank zeugten auch die herumliegenden Bierdosen und Wodkaflaschen.
Von hier aus war es nur noch ein kurzes Stück, wieder durch ein kleines Seitental, bis nach Adolfseck. Zur Zeit steht ja einfach alles in voller Blüte. Es war von mir auch keine allzu gute Idee, die Wanderung in kurzen Hosen anzugehen. Zu oft mußte ich durch hohes Gras laufen oder Brennesseln ausweichen. Wieder zu Hause angekommen, hat meine Freundin mir sechs Zecken von den Beinen entfernt!
Eine Pflanze, die auch im Moment geradezu überbordend blüht, ist der Fingerhut. Dieser ist mir auf der gesamten Wegstrecke immer wieder begegnet, aber zwischen Bad Schwalbach und Adolfseck ging es regelrecht durch ein Fingerhut-Feld, bevor sich dann der Weg hinab nach Adolfseck macht und an einer Doppelbank (Rücken-an-Rücken-Ausfertigung, falls es unterwegs bereits Ärger gab) ein schöner Blick auf das kleine, alte Dorf auftut. Im Dorf angekommen, grüßt das erste Haus direkt patriotisch.
Das Dorf kurz durchquert, die Aar und die Strecke der ehemaligen Aartalbahn gekreuzt, geht es dann auf der anderen Seite des Tals noch ca. 1,5 km Richtung Nordwesten weiter. Hier kam ich an den Resten einer Alten Schanze vorbei, Wissenschaftler streiten sich wohl, ob es eine römische Anlage war oder doch aus dem Dreißigjährigen Krieg, als Kurmainz die Burg Adolfseck zerstörte. Das gibt vielleicht einen Aufschluß darüber, wieviel von der Schanze noch vorhanden ist, nämlich gar nichts, außer einer weiteren Fingerhut-Wiese und eine weitere Bank mit Aussicht auf Adolfseck, diesmal von der anderen Seite.
Dann ging es noch ein kurzes Stück steil bergab, und direkt neben der alten Bahnlinie war dann das Tagesziel erricht, der Justinusfelsen. Dabei handelt es sich um ein größeres Stück glatt abgeschnittenen Felsens (laut der Informationstafel daneben natürlich abgeschliffen und nicht durch Menschen), in den vor ungefähr 1800 Jahren wohl ein römischer Legionär namens Ianuarius Iustinus seinen Namen eingemeißelt hat. Anscheinend hat er direkt nebenan im heute nicht mehr auszumachenden Kastell am Limes gearbeitet und hat halt seinen Namen mit Hammer und Meißel da rein geschrieben. I was here. Ich heute auch.
Die Wanderung war hier offiziell zu Ende, aber dort kann einen ja niemand abholen. Also bin ich zurück nach Adolfseck, um dort einen Blick auf die Burgruine zu werfen. Die sollte man wohl besser im Winter begutachten, denn jetzt ist herzlich wenig zu sehen, da alles mit Büschen und Bäumen zugewachsen ist. Dazwischen erkennt man nur die üblichen alten Steinmauern.
Zum Schluß noch ein kleines Kleinod aus dem öffentlichen Bekanntmachungskasten in der Ortsmitte von Adolfseck:
Fazit: Der Aar-Höhenweg ist ein ganz nett eingerichteter Wanderweg, den man gut gehen kann, der auch im weiteren Verlauf in Richtung Burg Hohenstein und weiter nach Diez immer wieder an kleinen lokalen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Die nächste Etappe von Adolfseck aus weiter Richtung Diez würde ich gerne demnächst noch in Angriff nehmen. Am Anfang der Strecke war ich etwas enttäuscht wegen der schlecht auszumachenden Markierungen, der Trassierung ausschließlich über Wirtschaftswege und der nicht vorhandenen "Möblierung" des Wanderweges. Das wurde aber ab ca. der Mitte der Strecke immer besser. Für einen zertifizierten Wanderweg (die Jungs vom Deutschen Wanderinstitut...) würde es wohl nicht reichen, aber das muß es nun auch nicht immer sein.