Mittwoch, 26. Juni 2013

Unterwegs auf dem Aar-Höhenweg

Bleidenstadt - Adolfseck - Justinusfelsen - Adolfseck

Heute habe ich eine kleine Wanderung unternommen, die mich auf den Aar-Höhenweg führte. Bei meiner letzten Wanderung auf der Via Mattiacorum wurde ja schon der erste Abschnitt dieses kurzen Fernwanderweges vom Anfang an der Aarquelle bis Wehen begangen. Nun habe ich den Abschnitt von Bleidenstadt zum Justinusfelsen in Angriff genommen.

Bei für Ende Juni recht kühlem Wetter bin ich vormittags in Bleidenstadt gestartet, der Weg führt dann schnell über Felder aufwärts in ein kleines Waldstück am Hähncheskopf. Dort oben angekommen, hat man erstmal einen guten Blick auf die Taunussteiner Stadtteile Bleidenstadt und Hahn sowie die Hohe Wurzel.



Die einzigen anderen Menschen, die mir auf der gesamten noch folgenden Strecke unterwegs begegnet sind, waren zwei Mountain-Biker, die natürlich just in dem Augenblick vorbeischossen, als ich mich gerade am Wegesrand erleichterte...
Am Anfang war die Ausschilderung oft eher mau, die Schildchen sind oft zugewachsen, und was noch schlimmer ist, das Logo des Wanderweges ist aus der Ferne kaum auszumachen, so daß man oft sehr nah ran muß, um sicher zu gehen. Ein weißes Schildchen mit der stilisierten Wegführung und einem viel zu kleinen Schriftzug. Manche sind auch von der Sonne ausgebleicht.

Der Weg wird immer wieder in Zick-Zack-Linien geführt, weil er oberhalb des Aartals, mehr oder weniger parallel zur B54 verläuft, aber dann mehrmals kleine Seitentäler durchquert werden müssen. Das sorgt auch dafür, daß es auf der gesamten Strecke ein stetes Auf und Ab gibt, wobei allerdings sehr moderat.
Nach ungefähr zwei Stunden wollte ich gerne eine Pause machen, ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Bis hierhin allerdings noch keine einzige Bank, geschweige denn eine Hütte o.ä. Stattdessen wird der Weg tatsächlich für ca. 500m auf einer kleinen Kreisstraße geführt! Den Abzweig zurück in den Wald habe ich gerade noch so mitbekommen. Dort ein wenig rein, noch einen kleinen Anstieg auf den Eulenberg hinauf, hatte ich es aufgegeben, noch bis zu einer Bank zu warten und habe nur noch nach geeigneten Felsen oder Bäumen Ausschau gehalten. Das war dann am Ende meine Sitzgelegenheit für die Pause:

Ich ging nach einer stärkenden Pause weiter, war ungefähr 30 Sekunden wieder unterwegs, als ich dann dieses hier erblickte:

Tja, Pech gehabt...
Ich war nun schon kurz vor Bad Schwalbach, die Wege wurden seit dem Abschnitt auf der Straße eigentlich immer besser. Waren sie bis dahin weitestgehend auf mehr oder minder ausgebauten Forstwirtschaftswegen verlaufen, so gab es jetzt mehr schöne Pfade, oft an einem steilen bewaldeten Abhang oberhalb der Bundesstraße. 
Meine Pause lag noch nicht lange zurück, vielleicht 20 Minuten, aber die Bank, die dann auftauchte,  war einfach zu idyllisch, um nicht mal kurz Probe zu sitzen. Und das Beste: eine gute Aussicht auf Bad Schwalbach, im Vordergrund unübersehbar grün die Schwälbchen Molkerei, hatte sie auch noch zu bieten. Von der Popularität dieser herausragenden Bank zeugten auch die herumliegenden Bierdosen und Wodkaflaschen.


Von hier aus war es nur noch ein kurzes Stück, wieder durch ein kleines Seitental, bis nach Adolfseck. Zur Zeit steht ja einfach alles in voller Blüte. Es war von mir auch keine allzu gute Idee, die Wanderung in kurzen Hosen anzugehen. Zu oft mußte ich durch hohes Gras laufen oder Brennesseln ausweichen. Wieder zu Hause angekommen, hat meine Freundin mir sechs Zecken von den Beinen entfernt!
Eine Pflanze, die auch im Moment geradezu überbordend blüht, ist der Fingerhut. Dieser ist mir auf der gesamten Wegstrecke immer wieder begegnet, aber zwischen Bad Schwalbach und Adolfseck ging es regelrecht durch ein Fingerhut-Feld, bevor sich dann der Weg hinab nach Adolfseck macht und an einer Doppelbank (Rücken-an-Rücken-Ausfertigung, falls es unterwegs bereits Ärger gab) ein schöner Blick auf das kleine, alte Dorf auftut. Im Dorf angekommen, grüßt das erste Haus direkt patriotisch.



Das Dorf kurz durchquert, die Aar und die Strecke der ehemaligen Aartalbahn gekreuzt, geht es dann auf der anderen Seite des Tals noch ca. 1,5 km Richtung Nordwesten weiter. Hier kam ich an den Resten einer Alten Schanze vorbei, Wissenschaftler streiten sich wohl, ob es eine römische Anlage war oder doch aus dem Dreißigjährigen Krieg, als Kurmainz die Burg Adolfseck zerstörte. Das gibt vielleicht einen Aufschluß darüber, wieviel von der Schanze noch vorhanden ist, nämlich gar nichts, außer einer weiteren Fingerhut-Wiese und eine weitere Bank mit Aussicht auf Adolfseck, diesmal von der anderen Seite.


Dann ging es noch ein kurzes Stück steil bergab, und direkt neben der alten Bahnlinie war dann das Tagesziel erricht, der Justinusfelsen. Dabei handelt es sich um ein größeres Stück glatt abgeschnittenen Felsens (laut der Informationstafel daneben natürlich abgeschliffen und nicht durch Menschen), in den vor ungefähr 1800 Jahren wohl ein römischer Legionär namens Ianuarius Iustinus seinen Namen eingemeißelt hat. Anscheinend hat er direkt nebenan im heute nicht mehr auszumachenden Kastell am Limes gearbeitet und hat halt seinen Namen mit Hammer und Meißel da rein geschrieben. I was here. Ich heute auch. 


Die Wanderung war hier offiziell zu Ende, aber dort kann einen ja niemand abholen. Also bin ich zurück nach Adolfseck, um dort einen Blick auf die Burgruine zu werfen. Die sollte man wohl besser im Winter begutachten, denn jetzt ist herzlich wenig zu sehen, da alles mit Büschen und Bäumen zugewachsen ist. Dazwischen erkennt man nur die üblichen alten Steinmauern.

Zum Schluß noch ein kleines Kleinod aus dem öffentlichen Bekanntmachungskasten in der Ortsmitte von Adolfseck:


Fazit: Der Aar-Höhenweg ist ein ganz nett eingerichteter Wanderweg, den man gut gehen kann, der auch im weiteren Verlauf in Richtung Burg Hohenstein und weiter nach Diez immer wieder an kleinen lokalen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Die nächste Etappe von Adolfseck aus weiter Richtung Diez würde ich gerne demnächst noch in Angriff nehmen. Am Anfang der Strecke war ich etwas enttäuscht wegen der schlecht auszumachenden Markierungen, der Trassierung ausschließlich über Wirtschaftswege und der nicht vorhandenen "Möblierung" des Wanderweges. Das wurde aber ab ca. der Mitte der Strecke immer besser. Für einen zertifizierten Wanderweg (die Jungs vom Deutschen Wanderinstitut...) würde es wohl nicht reichen, aber das muß es nun auch nicht immer sein.

Dienstag, 18. Juni 2013

Wappen von Sir Paul McCartney

Heute ist der 70. Geburtstag von Sir Paul McCartney. Grund genug, das persönliche Wappen des Ritters des "Order of the British Empire" einmal anzuschauen.


Im Schild ist eine Art "doppelte" Gitarre in Gold auf Schwarz zu sehen. Warum der Klangkörper der Gitarre über zwei Löcher verfügt, und ob der dahinterliegende schmale, goldene Balken eine Bedeutung hat, ist mir nicht bekannt.

Paul McCartneys Motto, das im Spruchband unter dem Schild dargestellt wird, lautet "Ecce cor meum", lateinisch für "Siehe, mein Herz". Unter diesem Titel hat McCartney 2006 sein viertes Album mit klassischer Musik veröffentlicht.

Ungewöhnlich ist, daß aus dem Helmwulst gleich zwei Figuren wachsen. Die Gitarre scheint klar zu sein (obwohl McCartney eigentlich über die Jahrzehnte fast immer eher mit einem Bass zu sehen war), die steht für die Musik. Der Vogel sieht ein bißchen aus wie eine Krähe oder ein Rabe. Gerade der Rabe steht ja für eine eher okkulte Bedeutung, was vielen Beatles-Verschwörungstheoretikern gefallen dürfte. Er kann aber auch als Kormoran ausgelegt werden, der als beherrschendes Element im Wappen von McCartneys Heimatstadt Liverpool auftaucht. Zum Vergleich, das Wappen von Liverpool:




Donnerstag, 13. Juni 2013

Wappen des Königreichs Bayern




Nun auch mal was zum Thema Heraldik und Geschichte. Heute ist der 13. Juni, Todestag von König Ludwig II. von Bayern. Vor 127 Jahren starb der bayerische König unter ungeklärten Umständen im Würmsee. Der König wurde kurz vor seinem Tod für verrückt erklärt und weggeschafft. Damals wie heute wurden und werden in Bayern Unliebsame einfach gerne mal weggesperrt. Viel verändert hat sich in den letzten 127 Jahren also nicht. Offiziell ist Bayern schon länger kein Königreich mehr, das selbstgefällige und menschenverachtende Gebahren einiger Leute in staatlichen Funktionen und an der Spitze der bayerischen Einheitspartei sieht aber etwas anders aus.

Ein persönliches Wappen Ludwigs II. konnte ich im Internet leider nicht finden. Deshalb nehme ich mal das damalige Wappen des Königreichs, das sich vom heutigen Wappen des Freistaats etwas unterscheidet.


Der Schild ist viergeteilt mit aufgelegtem Herzschild.
Im ersten Viertel in Schwarz ein goldener, rot bewehrter  Löwe, der Pfälzer Löwe. Dieser steht für die Rheinpfalz, die lange eine bayerische Exklave war.
Im zweiten Viertel in Rot drei silberne Spitzen, der Fränkische Rechen. Dieses Feld steht für die drei fränkischen Landschaften im Land, Ober-, Unter- und Mittelfranken.
Im dritten Viertel eine mehrfache, schräglinke Teilung aus Silber und Rot, darauf ein goldener Pfahl aus dem Wappen der ehemailgen Markgrafschaft Burgau in Schwaben.
Im vierten Feld der Blaue Panther für Niederbayern und Oberbayern.
Im Herzschild die weiß-blauen Rauten der Wittelsbacher.

Interessante Ausführungen zur Entwicklung der bayerischen Wappen finden sich auch hier.

Samstag, 8. Juni 2013

Hessische Bierprobe mit Ernst-Ewald Roth

Der hessische Landtagsabgeordnete Ernst-Ewald Roth lud am 29. Mai zu einer Verkostung ausschließlich hessischer Biere ins Stadtteilzentrum Wiesbaden-Klarenthal. Durch einen befreundeten Kollegen meiner Mutter war ich mit meinen Eltern dort zu Gast. Herr Roth ist Politiker, das heißt er redet sehr gerne und sehr viel. Der Anfang der Veranstaltung war daher ein wenig langatmig, ehe dann schließlich das erste von acht Bieren auf dem Tisch stand. Zwischendurch wurde auch immer wieder ein bißchen schwadroniert, schließlich war es auch ein bißchen eine Wahlkampfveranstaltung. Beim Erzählten ging es aber nicht nur um Politik, es wurden durchaus auch ein paar informative Fakten rund ums Thema hessisches Bier vermittelt.
Insgesamt aber wirklich eine gelungene Veranstaltung, die durch eine ganz gute Bierauswahl (reichlich davon für alle vorhanden) und hervorragende Wurst der Metzgerei Brauer aus Wiesbaden-Delkenheim überzeugte. Für ca. zwei Stunden angesetzt, dauerte die Probe am Ende viel länger. Gegen 23.00 Uhr war nach gut vier Stunden das letzte Bier verkostet und danach begann erst der "offene" Teil.
Hier ein Überblick über die verkosteten Biere:

Castel Hell

Naturtrübes Helles im typischen Stile einer Hausbrauerei. Das Brauhaus Castel im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel ist die letzte in der Landeshauptstadt verbliebene Brauerei. Die Biere sind ausschließlich im Gasthaus und in der Gastronomie der Stadt zu finden. Das Castel Hell ist relativ klar für ein naturtrübes. Sehr süffig, da kaum gehopft. Angenehme Hefenote.

Hütt Hefeweizen Naturtrüb

Die Brauerei Hütt ist eine dem unabhängigen Branchenverband der Freien Brauer angeschlossene Familienbrauerei aus Baunatal bei Kassel. Das für die Probe ausgewählte Hefeweizen Naturtrüb ist sehr spritzig, bananig-fruchtig und würzig mit Nelkenaroma. Es ist allerdings, im Gegensatz zu manchen großen, bundesweit bekannten Weißbieren aus Bayern, nicht zu süß. 

Alt Waldecker Dunkel

Das Alt Waldecker Dunkel kommt aus dem Hofbrauhaus Arolsen in der nordhessischen Stadt Bad Arolsen im Waldecker Land. Die Brauerei rühmt sich mit einer Geschichte, die bis ins Jahr 1131 zurückreicht. Damit wäre die Brauerei die älteste in Hessen. Zu diesem Bier erzählte die Frau von Ernst-Ewald Roth, die aus Bad Arolsen stammt, etwas über die Stadt, den Landkreis und die Brauerei. Dabei erfuhr man z.B., daß das Bier vor Ort gerne "AWaDu" genannt wird. Zum Bier: ein wirklich gutes Dunkles, süffig-röstmalzig mit weicher Textur, auch etwas Herbe fehlt nicht.

Grohe Hell

Ein Bier aus der Brauerei Grohe aus Darmstadt, das ich wenige Wochen zuvor, nach einem Besuch in Deutschlands (oder der Welt) größten Getränkemarkt, bei Maruhn in Darmstadt-Eberstadt, bereits erstanden hatte. Hauptsächlich, weil es ein Bier aus der Region ist, das ich noch nicht kannte und weil das Etikett authentisch altmodisch aussieht. Wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht geändert. Das Grohe Hell ist entgegen seinem Namen kein Helles im bayerischen Stil, sondern ein klassisches Export im Dortmunder Stil. Es hat ziemlich viel Kohlensäure, der Schaum ist leider sehr schnell nach dem Einschenken verschwunden. Ansonsten, wie es sich für ein gutes Export gehört, malzig und würzig, sehr süffig, ganz leichte Herbe.

Arolser Pils

Ebenfalls aus dem Hofbrauhaus Arolsen kommt dieses etwas unentschlossene Arolser Pils. Es kann sich nicht recht entscheiden, ob es eher ein süddeutsches, würzig-malziges oder doch lieber ein norddeutsches, hopfig-herbes Pils sein möchte. Liegt vielleicht an der geographischen Lage Arolsens an der Schnittstelle zu Nord und Süd. Das schwächste Bier aus der Bierprobe. Ein Durchschnittspils, das keine herausragenden Eindrücke hinterlassen hat.

Schwarzer Hahn

Aus dem Hochstiftlichen Brauhaus in Fulda kommt der Schwarze Hahn. Auf der Flasche als "Landbier" angepriesen, kommt es einem Dunklen Lager sortentechnisch wohl am nähesten. Die Farbe des Bieres läßt sich als klares, helles Rotbraun beschreiben. Egal, welche Sorte es nun ist, es ist ein sehr schmackhaftes Bier, das durch umfangreiche Malzaromen, einer ganz leichten Süße und angenehmer Herbe überzeugt.
Das Bier kannte ich bereits, da es in vielen Märkten der Kette Tegut erhältlich ist, die ihren Sitz in Fulda hat. Für mich das beste Bier der Hessischen Bierprobe.

Braustüb'l Vollmondbier

Ein seltsamer Trend, der zur Zeit um sich greift, sind die sogenannten Vollmondbiere. Das Braustüb'l Vollmondbier kommt aus der Darmstädter Privatbrauerei, die ebenfalls Mitglied der Freien Brauer ist. Hatte aber kürzlich erst gesehen, daß auch die Privatbrauerei Zötler aus dem Allgäu so ein Bier anbietet. So wie von Herrn Roth erläutert, wurde das Bier in der letzten Vollmondnacht (das war der Freitag in der vorangegangenen Woche) gebraut, weshalb er es erst am Montag in der Brauerei abholen konnte. Respekt, ein Bier, das über ein Wochenende fertig vergoren, gereift und abfüllfertig ist! So viel zu diesem Thema...
Das Bier selbst ist durchaus schmackhaft, man muß sich bei der Beurteilung nur von dem Vollmond-Quatsch lösen. Es ist ein rötlich-schimmerndes, braunes Bier mit 5.5 % vol. Alkohlgehalt. Schöne, leicht karamellige Röstmalzaromen werden mit einer gut angemessenen Herbe kombiniert. An sich also durchaus empfehlenswert.

Schmucker Rosé-Bock

Ein ungewöhnliches Bockbier aus der Privatbrauerei Schmucker aus Mossautal im Odenwald. Hier wurde von Herrn Roth auch die spezielle wirtschaftliche Funktion der Brauerei für den Ort und die Region dargestellt. In einem kleinen Ort mit 2500 Einwohnern bietet die Brauerei knapp 100 Arbeitsplätze. Den Rosé-Bock kannte ich bereits, da einige Getränkemärkte in der Region hier das komplette Schmucker-Sortiment führen. Mit 8.0 % vol. hat es einen für deutsche Biere sehr hohen Alkoholgehalt, der aber geschmacklich gar nicht so sehr auffällt. Generell ein Qualitätsmerkmal. Bockbiere, denen man den Alkohol zu sehr anmerkt (die irgendwie "spritig" schmecken), taugen meist nichts. Farblich ist es tatsächlich irgendwie "rosé": eine klare, helle, kupferrötliche Bernsteinfarbe. Ansonsten ist es durchaus schwer, malzig, süßlich und mit nur leichter Hopfenbittere im Abgang. So wie es für ein Bockbier eben typisch ist. Als Abschluß der Bierprobe ein gelungenes Finish.


Eine Pressemitteilung zur Bierprobe findet sich auch auf den Seiten von Ernst-Ewald Roth: hier.

Hochwasser am Wiesbadener Rhein

Das Hochwasser hier ist glücklicherweise in seinen Ausmaßen nicht vergleichbar mit den Gebieten im Süden und Osten Deutschlands. Dennoch steht es auch hier verhältnismäßig hoch, ich persönlich habe den Schiersteiner Hafen noch nie so überflutet gesehen. Hier ein paar Bilder vom vergangenen Sonntag und Dienstag, aufgenommen am Schiersteiner Hafen in Wiesbaden.














BIER DES MONATS JUNI 2013 - LÖWENBRAUEREI PASSAU URTYP HELL

Hier möchte ich ab sofort jeden Monat eines meiner Lieblingsbiere vorstellen und es somit zum Bier des Monats küren. Den Anfang macht das Urtyp Hell aus der Löwenbrauerei in Passau. Hoffe, daß die Brauerei das Hochwasser der letzten Tage unbeschadet überstanden hat.

-Brauerei: Löwenbrauerei Passau AG, 94032 Passau


-Typ: Helles


-ABV: 4.8 %


-Website: www.loewenbrauerei.de





View Larger Map Vorweg: das Urtyp Hell aus der Löwenbrauerei Passau ist ein Champion. Das Bier hat nämlich 2012 beim World Beer Cup die Goldmedaille in der Kategorie "Münchner Style Helles" gewonnen.

Tatsächlich ist dies das beste Helle, das mir bis jetzt untergekommen ist. Und ein gutes Bayerisches Helles ist meine liebste Biersorte.
Es hat eine sehr helle, leicht blasse, gelbe Farbe. Der Schaum ist fest, stabil und feinporig. Aus dem Glas strömt schon ein sehr angenehmer, getreidiger Duft.
Dies ist dann auch das vorherrschende geschmackliche Element. Das Bier ist unglaublich getreidig, erinnert irgendwie an Hafer, ein frisch abgeerntetes Getreidefeld im Spätsommer - kurz nachdem der Mähdrescher drüber gedonnert ist und der Getreidestaub noch in der Luft liegt.
Das Bier hat eine sehr weiche und milde Textur, scheint ein hervorragendes Brauwasser zu sein, das die Passauer da verwenden.
Hopfen und Herbe sind sortentypisch natürlich nur sehr dezent eingesetzt, aber durchaus spürbar. Sehr angenehm komponiert.
Einziger kleiner Abzug: es gibt eine kleine, metallische Note im Geschmack (könnte man auch positiv als mineralische Note ausdrücken). Das trübt den Gesamteindruck jedoch nicht. Eine beinahe perfekt umgesetzte Interpretation eines Hellen.

In Wiesbaden gibt's das Urtyp Hell bei den Getränke-Spezialisten in Bierstadt zu kaufen. Klare Probier- und Kaufempfehlung!

"Sneak-Preview"-Wanderung auf der Via Mattiacorum

Seit mehr als eineinhalb Jahren bin ich nun schon Mitglied im Rhein-Taunus-Klub, dem örtlichen Wanderverein. Damals bin ich der Aufforderung Manuel Andracks in dessen Buch "Das neue Wandern" gefolgt, Mitglied im Verein zu werden, selbst wenn man sich nicht aktiv dort beteiligen möchte. Immerhin kümmern sich die Vereine ehrenamtlich um die Instandhaltung des Wegenetzes. Bis jetzt habe ich mehr oder weniger pünktlich meinen Jahresbeitrag gezahlt und hatte sonst mit dem Verein eigentlich nichts zu tun. Doch das änderte sich im Mai. In der monatlichen Vereinsmitteilung ist mir eine neu ins Programm genommene Wanderung aufgefallen, auf der auf einem neuen, noch einzurichtenden, Premiumwanderweg von Idstein nach Wiesbaden gewandert werden sollte. Da ich nicht ganz allein meine Vereinspremiere angehen wollte, habe ich zwei Freunde gefragt, und die waren auch verrückt genug, begeistert zuzusagen.

Am 26. Mai ging es dann los. Die Wanderung war eine Veranstaltung des Naturparks Rhein-Taunus, der diesen Wanderweg anlegen soll. Zusätzlich sollen noch weitere zertifizierte Premiumwege entstehen, die die UNESCO-Weltkulturerbestätten in unserer Region miteinander verbinden sollen (Limes, Oberes Mittelrheintal und Wiesbaden, so die Wiesbadener Bewerbung denn erfolgreich ist). Dieser Weg mit dem Namen Via Mattiacorum beschäftigt sich mit den Spuren der Römer in unserer Region. Die Via Mattiacorum war wohl so etwas wie der Vorläufer der Hühnerstraße, also der B417, sie verband also Wiesbaden (Aquae Mattiacae) mit den Kastellen am Limes. Entsprechend war der Wanderführer der Geschäftsführer des Naturparks, Andreas Wennemann. Das Ganze fand in Kooperation mit dem Rhein-Taunus-Klub statt, damit Herr Wennemann nicht allein durch den Regen stapfen mußte. Denn um dieses Thema schon abzuhandeln: ja, es hat geregnet, und zwar nicht wenig. Es hat vom Verlassen meiner  Wohnung bis zum Wiedereintreffen am Abend keine Sekunde nicht geregnet. Unterwegs war es mal mehr, mal weniger, aber ein durchgehender, ununterbrochener Regen. Entsprechend fand sich nur eine relativ kleine, in Regenjacken und Capes ausgerüstete Gruppe für diese Wanderung zusammen.

Um 12 Uhr war Abmarsch am Idsteiner Bahnhof. Nachdem man zunächst mal an Burger King und McDonald's vorbeigequält wurde und dann noch die A3 unterqueren mußte, ging es ins offene Feld. Hier haben wir bis zum Waldrand schon eine Abweichung von der eigentlich geplanten Trasse genommen, um nicht sofort klatschnasse Füße auf dem geplanten Wiesenweg zu bekommen. Am Waldrand angekommen, eine erste kleine Pause. Herr Wennemann erläutert den erwähnten Umweg und die Aussicht. Tief unter uns, im Grau der Wolken, liegt Idstein. An einem Schönwettertag wäre dies der Punkt mit der ersten schönen Aussicht. Auf Idstein mit Hexenturm, Altstadt und Neubau- und Gewerbegebieten. Auf den Taunus mit Feldberg (konnten wir natürlich nicht sehen). Hinein in den Goldenen Grund. Tatsächlich sind von dieser Position aus die A3 und die ICE-Strecke Frankfurt-Köln im Tal verschwunden, so daß man sie nicht mehr sehen, wohl aber hören kann.

Dann hinein in ein kleines Waldstück, wo es über einen kleinen unbefestigten Pfad ging, am Ende ein steiles Stück bergab, wo der Pfad eigentlich nicht mehr auszumachen war, wir also querfeldein über die Wurzeln und den Matsch stapften. Am Ende des Waldstücks angekommen, macht man eine 180°-Wendung und läuft am Rande des Waldstücks an einer hübschen Talwiese entlang, bis man in Oberauroff, einem Ortsteil Idsteins ankommt. Die Straße wird mit Ampel überquert und die Durchquerung des Dorfes geht schnell. Am anderen Ende des Dorfes geht es entlang eines Bachs wieder durch ein kleines Tal am Waldrand. Der Weg am Tag unserer Wanderung natürlich hauptsächlich Matsch. Aber bei schönem Wetter vermutlich ein ganz hübscher Weg. Dann biegt man links ab und ist in Ehrenbach, einem weiteren Ortsteil Idsteins. Fast jedes Haus ein altes Fachwerkhaus und eine winzige, alte Fachwerkkapelle. Hübsches Dorf.

Über Felder geht es aus Ehrenbach wieder hinaus, aufwärts. Wie ich das mitbekommen habe, gab es hier wohl auch wieder einen kleinen Umweg, eine kleine Abweichung von der eigentlich geplanten Trasse, um nicht auf einem durchweichten Wiesenweg laufen zu müssen. Bevor es in den Wald geht, hat man hier auch wieder eine schöne Aussicht (an normalen Tagen jedenfalls). Die folgenden Waldwege bis zum Kastell Zugmantel waren eher langweilige, relativ groß angelegte Forstwirtschaftswege. Erst kurz vor dem Kastell zweigt man links ab und folgt ca. 10-15 Minuten einem kleineren Waldpfad, der bis zum Kastell führt. Das Kastell Zugmantel war ein römisches Kleinkastell am Limes. Vor gut 40 Jahren wurde hier direkt an der Bundesstraße eine Rekonstruktion eines Wachtturmes gebaut, die -welch Überraschung- u.a. vom Naturpark betreut wird. Hier erwartet uns also bereits ein römischer Grenzposten in voller Montur, und da wir ja durch den finsteren, germanischen Spätfrühling wandern, gibt es im Innern des Turms Glühwein für uns! Definitv ein Highlight, auch ein Vorteil einer Vereinswanderung. Wenn man allein wandert, ist der Turm  geschlossen (nur während der Sommermonate jeweils am dritten Sonntag im Monat geöffnet) und niemand erwartet einen mit Glühwein. Hier also eine größere Pause zum Aufwärmen und Auftanken neuer Energien. Der Kollege, der hier als Grenzposten fungiert, ist Mitglied im Verein Zugmantel Cohorte und erzählt währenddessen etwas über den Turm.

Nach der Pause geht es noch ein Stück durch das Waldstück direkt am Kastell. Herr Wennemann bleibt mehrmals stehen und erläutert einige Sachen. Wo was war, wo man wohl was sehen könnte, etc. Man braucht meistens ziemlich viel Phantasie, um die von ihm beschriebenen Überreste im Wald erkennen zu können. Ein rechteckiges, großes Kastell soll das also gewesen sein, und anhand der Wälle am Wegesrand lassen sich dessen Abmessungen, Tore, Ecken, etc. erkennen. Naja... Auf Nachfrage von Herrn Sobek (Vorsitzender des Rhein-Taunus-Klubs), ob denn auch zur Erkennung der Bodendenkmäler mit Luftbildarchäologie gearbeitet werde, antwortet Herr Wennemann sinngemäß, es gäbe keine Luftbilder, niemand habe je etwas ausgegraben, aber man sei sich sicher, daß hier ein Bad, ein Wohngebäude oder dieses oder jenes war.

Es geht dann weiter in ein offenes Tal, in dem die Aar entspringt. Die Aarquelle ist nichts weiter sehenswertes. Aber für die Zertifizierung des Weges vielleicht doch noch ein kleines Highlight, an der Quelle eines kleinen Flüßchens vorbeizukommen. Hier beginnt übrigens auch der Aar-Höhenweg, der von hier bis zur Mündung in die Lahn in Diez führt. Unterhalb vom Waffel Löser, zwischen Orlen und Neuhof, wird die Bundesstraße schließlich auf einer Fußgängerbrücke überquert und es geht über Feldwirtschaftswege. Man hat zwar von hier einen ganz schönen Blick über das Untere Aartal mit den Taunussteiner Stadtteilen Neuhof, Wehen, Hahn und Bleidenstadt. Letztendlich ist der Weg aber zu breit und der Abschnitt über so einen Wirtschaftsweg für mein Empfinden zu lang. Es war auf diesem Stück, daß wir die mitgebrachte Pulle Rotwein aufgemacht haben.

Kurz bevor man den Halberg erreicht, das ehemalige Stadion des SV Wehen (Wiesbaden), geht es links hinunter. Durch die Rapsfelder hindurch (die ja gerade in gelber Blüte standen), zwischen zwei riesigen Strommasten unter den Leitungen hindurch, bis man auf der B275 landet, dort ein ganz kurzes Stück an der Straße läuft und dann die Aar überquert. Das war für mich eine eher unglückliche Streckenführung. Das blühende Rapsfeld war ja ganz nett, es blüht aber nur ein paar Wochen im Jahr so schön. Im Winter ist es ein brachliegender Acker und später im Sommer steht es wahrscheinlich so hoch, daß man den Weg da durch kaum noch findet. Dann die Stromleitungen und die Straße... Die B275 war an diesem verregneten Sonntag quasi leer, aber an normalen Tagen (auch an schöneren Wochenendtagen, Stichwort Motorräder) ist dies schon eine viel befahrene Bundesstraße, die hier ohne Ampel, Zebrastreifen, etc. in einer Kurve (!) überquert wird. Dürfte bei der Zertifizierung für Minuspunkte sorgen.

Über einen asphaltierten Rad- und Fußweg geht es dann hinein nach Wehen. Hier verabschieden sich die ersten und suchen die nächste Bushaltestelle auf. Es wird beschlossen, die Wanderung aufgrund des Wetters heute nicht bis zum geplanten Ziel in Wiesbaden zu führen, sondern nun nur noch den Taunushauptkamm bis zur Platte zu gehen und es dort gut sein zu lassen. Auf dem Weg dorthin gäbe es auch noch ein spannendes Kastell! Wehen wird also durch den Ort überquert. Am Waldrand wird ein beträchtlicher Umweg eingelegt, um dann zum Kastell Heidekringen zu gelangen. Es geht also ein gutes Stück durch den Wald bergan, um dann wieder vor einem ehemaligen, kaum auszumachenden Kastell zu stehen, das wohl noch nicht mal von den Römern fertiggestellt wurde. Mehr zur Geschichte des Kastells gibt es auch hier.

Dann nochmal im wieder stärker gewordenen Regen auf zum Endspurt. Vorbei an der Fürstenwiese geht es hoch zur Platte. Es wird ein kurzes Fazit gezogen, sich bedankt und verabschiedet. Dann teilt sich die Gruppe auf. Die eine Hälfte geht in das Café, die andere wartet noch eine halbe Stunde unter der Brücke auf den Bus nach Wiesbaden. Wir entscheiden uns für letzteres, um endlich aus den komplett durchgenäßten Klamotten rauszukommen.

Fazit: es wird allerhöchste Zeit, daß es in unserer Region auch ein oder zwei zertifizierte Premiumwege mehr gibt. Ein Blick zum Deutschen Wanderinstitut, das diese Wege bewertet und das Siegel vergibt (oder eben auch nicht) zeigt, daß es in Hessen in der Mitte und im Norden bereits einige schöne und erfolgreich zertifizierte Wege gibt. Nur die Mittelgebirgsregionen im südlichen Drittel Hessens -Taunus, Odenwald, Spessart- sind bis auf eine kleine Ausnahme (Wispertalsteig), noch gar nicht vertreten. Der Weg hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen, die negativen Ausnahmen habe ich ja bereits beschrieben. Bei den römischen Hinterlassenschaften muß man tatsächlich viel guten Willen mitbringen, denn vieles bleibt wirklich der Phantasie überlassen. Auf dem (von uns ausgelassenen) Rest der Strecke von der Platte hinunter nach Wiesbaden geht es wohl noch an den Überresten einer Villa Rustica vorbei und die Wanderung endet schließlich an den heißen Quellen des Kochbrunnens.

Ich bin gespannt, ob und wann die Zertifizierung gelingt. Ich werde darüber berichten.

Ein Bericht über die Wanderung vom Naturpark findet sich auch hier.


Freitag, 7. Juni 2013

Biertest vom 06.06.13 - FULLER'S LONDON PORTER

-Brauerei: Fuller, Smith & Turner P.L.C. (The Griffin Brewery), London, UK


-Typ: Porter


-ABV: 5.4 %


-Website: www.fullers.co.uk


Mal ein Bier aus der altehrwürdigen Griffin Brewery in London. Das Porter rühmt sich selbst (siehe Website) als bestes seiner Gattung weltweit. Wurde auch bereits jahrelang mit allerlei Preisen überschüttet.

In der Tat ein ansehnliches Bier. Sehr schöne Flasche mit hübschem, typisch englischem Etikett. Geschmacklich durchaus überzeugendes Porter bzw. Schwarzbier. Leichte Süße (aber nicht zuviel) mit etwas Karamellaroma. Röstmalzig ist das Ganze und insgesamt sehr aromatisch, auch dadurch, daß Fuller's auch noch eine ordentliche Portion Hopfen hineingemischt hat, das dem Bier auch eine angenehme Bittere verleiht.
Anzumerken ist allerdings, daß man in Mittel- und Ostdeutschland teilweise durchaus ebenbürtige Schwarzbiere braut.

Wertung: 8.5/10