Samstag, 8. Juni 2013

Hessische Bierprobe mit Ernst-Ewald Roth

Der hessische Landtagsabgeordnete Ernst-Ewald Roth lud am 29. Mai zu einer Verkostung ausschließlich hessischer Biere ins Stadtteilzentrum Wiesbaden-Klarenthal. Durch einen befreundeten Kollegen meiner Mutter war ich mit meinen Eltern dort zu Gast. Herr Roth ist Politiker, das heißt er redet sehr gerne und sehr viel. Der Anfang der Veranstaltung war daher ein wenig langatmig, ehe dann schließlich das erste von acht Bieren auf dem Tisch stand. Zwischendurch wurde auch immer wieder ein bißchen schwadroniert, schließlich war es auch ein bißchen eine Wahlkampfveranstaltung. Beim Erzählten ging es aber nicht nur um Politik, es wurden durchaus auch ein paar informative Fakten rund ums Thema hessisches Bier vermittelt.
Insgesamt aber wirklich eine gelungene Veranstaltung, die durch eine ganz gute Bierauswahl (reichlich davon für alle vorhanden) und hervorragende Wurst der Metzgerei Brauer aus Wiesbaden-Delkenheim überzeugte. Für ca. zwei Stunden angesetzt, dauerte die Probe am Ende viel länger. Gegen 23.00 Uhr war nach gut vier Stunden das letzte Bier verkostet und danach begann erst der "offene" Teil.
Hier ein Überblick über die verkosteten Biere:

Castel Hell

Naturtrübes Helles im typischen Stile einer Hausbrauerei. Das Brauhaus Castel im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel ist die letzte in der Landeshauptstadt verbliebene Brauerei. Die Biere sind ausschließlich im Gasthaus und in der Gastronomie der Stadt zu finden. Das Castel Hell ist relativ klar für ein naturtrübes. Sehr süffig, da kaum gehopft. Angenehme Hefenote.

Hütt Hefeweizen Naturtrüb

Die Brauerei Hütt ist eine dem unabhängigen Branchenverband der Freien Brauer angeschlossene Familienbrauerei aus Baunatal bei Kassel. Das für die Probe ausgewählte Hefeweizen Naturtrüb ist sehr spritzig, bananig-fruchtig und würzig mit Nelkenaroma. Es ist allerdings, im Gegensatz zu manchen großen, bundesweit bekannten Weißbieren aus Bayern, nicht zu süß. 

Alt Waldecker Dunkel

Das Alt Waldecker Dunkel kommt aus dem Hofbrauhaus Arolsen in der nordhessischen Stadt Bad Arolsen im Waldecker Land. Die Brauerei rühmt sich mit einer Geschichte, die bis ins Jahr 1131 zurückreicht. Damit wäre die Brauerei die älteste in Hessen. Zu diesem Bier erzählte die Frau von Ernst-Ewald Roth, die aus Bad Arolsen stammt, etwas über die Stadt, den Landkreis und die Brauerei. Dabei erfuhr man z.B., daß das Bier vor Ort gerne "AWaDu" genannt wird. Zum Bier: ein wirklich gutes Dunkles, süffig-röstmalzig mit weicher Textur, auch etwas Herbe fehlt nicht.

Grohe Hell

Ein Bier aus der Brauerei Grohe aus Darmstadt, das ich wenige Wochen zuvor, nach einem Besuch in Deutschlands (oder der Welt) größten Getränkemarkt, bei Maruhn in Darmstadt-Eberstadt, bereits erstanden hatte. Hauptsächlich, weil es ein Bier aus der Region ist, das ich noch nicht kannte und weil das Etikett authentisch altmodisch aussieht. Wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht geändert. Das Grohe Hell ist entgegen seinem Namen kein Helles im bayerischen Stil, sondern ein klassisches Export im Dortmunder Stil. Es hat ziemlich viel Kohlensäure, der Schaum ist leider sehr schnell nach dem Einschenken verschwunden. Ansonsten, wie es sich für ein gutes Export gehört, malzig und würzig, sehr süffig, ganz leichte Herbe.

Arolser Pils

Ebenfalls aus dem Hofbrauhaus Arolsen kommt dieses etwas unentschlossene Arolser Pils. Es kann sich nicht recht entscheiden, ob es eher ein süddeutsches, würzig-malziges oder doch lieber ein norddeutsches, hopfig-herbes Pils sein möchte. Liegt vielleicht an der geographischen Lage Arolsens an der Schnittstelle zu Nord und Süd. Das schwächste Bier aus der Bierprobe. Ein Durchschnittspils, das keine herausragenden Eindrücke hinterlassen hat.

Schwarzer Hahn

Aus dem Hochstiftlichen Brauhaus in Fulda kommt der Schwarze Hahn. Auf der Flasche als "Landbier" angepriesen, kommt es einem Dunklen Lager sortentechnisch wohl am nähesten. Die Farbe des Bieres läßt sich als klares, helles Rotbraun beschreiben. Egal, welche Sorte es nun ist, es ist ein sehr schmackhaftes Bier, das durch umfangreiche Malzaromen, einer ganz leichten Süße und angenehmer Herbe überzeugt.
Das Bier kannte ich bereits, da es in vielen Märkten der Kette Tegut erhältlich ist, die ihren Sitz in Fulda hat. Für mich das beste Bier der Hessischen Bierprobe.

Braustüb'l Vollmondbier

Ein seltsamer Trend, der zur Zeit um sich greift, sind die sogenannten Vollmondbiere. Das Braustüb'l Vollmondbier kommt aus der Darmstädter Privatbrauerei, die ebenfalls Mitglied der Freien Brauer ist. Hatte aber kürzlich erst gesehen, daß auch die Privatbrauerei Zötler aus dem Allgäu so ein Bier anbietet. So wie von Herrn Roth erläutert, wurde das Bier in der letzten Vollmondnacht (das war der Freitag in der vorangegangenen Woche) gebraut, weshalb er es erst am Montag in der Brauerei abholen konnte. Respekt, ein Bier, das über ein Wochenende fertig vergoren, gereift und abfüllfertig ist! So viel zu diesem Thema...
Das Bier selbst ist durchaus schmackhaft, man muß sich bei der Beurteilung nur von dem Vollmond-Quatsch lösen. Es ist ein rötlich-schimmerndes, braunes Bier mit 5.5 % vol. Alkohlgehalt. Schöne, leicht karamellige Röstmalzaromen werden mit einer gut angemessenen Herbe kombiniert. An sich also durchaus empfehlenswert.

Schmucker Rosé-Bock

Ein ungewöhnliches Bockbier aus der Privatbrauerei Schmucker aus Mossautal im Odenwald. Hier wurde von Herrn Roth auch die spezielle wirtschaftliche Funktion der Brauerei für den Ort und die Region dargestellt. In einem kleinen Ort mit 2500 Einwohnern bietet die Brauerei knapp 100 Arbeitsplätze. Den Rosé-Bock kannte ich bereits, da einige Getränkemärkte in der Region hier das komplette Schmucker-Sortiment führen. Mit 8.0 % vol. hat es einen für deutsche Biere sehr hohen Alkoholgehalt, der aber geschmacklich gar nicht so sehr auffällt. Generell ein Qualitätsmerkmal. Bockbiere, denen man den Alkohol zu sehr anmerkt (die irgendwie "spritig" schmecken), taugen meist nichts. Farblich ist es tatsächlich irgendwie "rosé": eine klare, helle, kupferrötliche Bernsteinfarbe. Ansonsten ist es durchaus schwer, malzig, süßlich und mit nur leichter Hopfenbittere im Abgang. So wie es für ein Bockbier eben typisch ist. Als Abschluß der Bierprobe ein gelungenes Finish.


Eine Pressemitteilung zur Bierprobe findet sich auch auf den Seiten von Ernst-Ewald Roth: hier.

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